Die neue Generation 50 - wie Frauen die Lebensmitte wandeln

Die neue Generation 50 - wie Frauen die Lebensmitte wandeln

Mit 50 noch einmal Neues wagen? Knappe Kleidung tragen? Die neue große Liebe finden? Noch eine Generation vor uns war das wohl undenkbar. Für die neue Generation an Frauen ist es nicht nur selbstverständlich, sondern auch Ausdruck ihres Aktivismus.

Stell' dir vor, du blätterst durch ein Modemagazin, scrollst durch Instagram und auf jeder Seite, auf jedem Profil, strahlen dich straffe, jugendliche Gesichter an. Ja, diese jungen Models sind wunderschön, keine Frage. Aber was ist mit dem Rest von uns, die das Privileg haben, ein paar Kerzen mehr auf dem Geburtstagskuchen zu haben? Frauen, die eine Spur mehr Lebenserfharung, ein paar mehr Geschichten zu erzählen und vielleicht auch ein paar mehr Lachfältchen zu zeigen haben? Wird unsere Schönheit nicht mehr gewürdigt, nur weil wir die Wechseljahre erreicht haben?

Ja, noch leben wir leider in einer Gesellschaft, die Jugend verehrt und das Altern als etwas sieht, das wir fürchten, verstecken und wenn möglich vermeiden sollten. So schreibt Sophie Passmann sehr treffend in einem aktuellen Artikel der Zeit:

"Das eine große Missverständnis ist, dass eine Frau in der Öffentlichkeit in irgendeiner Weise die Möglichkeit hätte, in Würde zu altern. Ausnahmslos jede Frau, die eine Karriere in der Öffentlichkeit hat, ist mit der Tatsache konfrontiert, dass ein Teil des Wertes ihrer Persona mit ihrem Aussehen zu tun hat. Das klingt gewaltvoll, als würde man einen Teil seines inneren Wertes ohnein kompromittieren müssen, wenn man sich als Frau der Öffentlichkeit stellt. Und genau das ist es auch."

In diesem Artikel möchten wir dir daher fünf Frauen vorstellen, die sich genau gegen diese scheinbare Gegebenheit stellen. Frauen, die es ablehnen, sich in den Schatten stellen zu lassen, nur weil sie älter werden. Frauen, die offen über ihre Wechseljahre sprechen und die zeigen, dass das Altern schön sein kann und "Frauen in ihren besten Jahren" die Repräsentation bekommen sollten, die sie verdienen.

1. Gesine Cukrowski:

Die bekannte deutsche Schauspielerin hat sich mit der innovativen Online-Plattform "Palais Fluxx" zusammengaten und die Initiative "Let's Change the Picture - für mehr Sichtbarkeit von Frauen 47+ in Film und Fernsehen ins Leben gerufen. Ihre zentrale Frage: Wo bleibt das zeitgemäße Bild von 21 Millionen Frauen, die mitten im Leben stehen und doch so oft unsichtbar sind? Sie fordern nicht weniger als eine Veränderung der Medienwelt, indem sie die Sichtbarkeit älterer Frauen steigern und ihre Geschichten erzählen.

Dabei sprechen sie von einer Vielfalt von Frauen, die sich nicht in gängigen Stereotypen wiederfinden. Frauen, die mit über 47 Jahren ein Wochenende allein nach Malta fliegen, um dort ungehemmt das Tanzbein zu schwingen, oder die ihren bisherigen Job an den Nagel hängen, um sich als Sexualberaterin neu zu erfinden. Frauen, die sich den Rücken tätowieren lassen, oder trotz knapper Rente Flüchtlinge aufnehmen. Solche Geschichten finden vor allem in den Medien, aber auch in unserem unmittelbaren Umfeld kaum Beachtung - und fehlen daher auch in unserem Vorstellungsvermögen. Denn wie können wir neue Wege beschreiten, wenn wir sie nicht einmal kennen?

Mit "Let's Change the Picture" setzen Gesine Cukrowski und die Frauen von Palais Fluxx ein starkes und dringend notwendiges Zeichen. Mit ihrem Engagement inspirieren sie uns alle, hoffentlich auch dich und zahlreiche Frauen da draußen, und ermutigen uns, uns auf unsere eigenen individuellen Wege zu begeben.

Mehr zu Gesine Cukrowski erfährst du bei ihr auf Instagram, alles zu "Let's Change the Picture" und dem Palais Fluxx, gibt es unter www.palais-fluxx.de/ nachzulesen.

2. Michelle Obama:

Auch Michelle Obama inspiriert uns mit ihrer selbstbewussten und offenen Art und gehört noch lange nach ihrer Zeit als First Lady zu den einflussreichsten Frauen der Welt. Durch ihre unverblümten Einblicke leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Enttabuisierung des Älterwerdens, der weit über die Grenzen der USA hinaus gehört und geschätzt wird. Sie stellt dabei klar: Die Wechseljahre sind kein Grund, sich zurückzuziehen oder leiser zu werden. Dabei spricht die begeisterte und disziplinierte Sportlerin auch ganz offen über die körperlichen Veränderungen, die sie während der Wechseljahre erlebt hat.

"Ich versuche nicht, mich an Zahlen zu klammern, aber wenn du in den Wechseljahren bist, schleicht sich eine langsame Veränderung ein, die dir gar nicht bewusst ist. (...) Plötzlich stellst du fest, dass du die Outfits vom letzten Jahre nicht mehr tragen kannst. Ich muss achtsamer sein, nicht besessen, aber achtsamer."*

Trotzdem bleibt sie dabei immer positiv, fühlt sich "gesegnet" und betont, dass sich dafür ihre Haut gesünder anfühle, sie noch all ihre Haare habe und sie auch weiterhin aktiv bleiben wird. Sie habe jetzt eine entspanntere Haltung entwickelt. "Wenn ich laufen und mich bewegen kann, muss ich nicht rennen. Ich muss niemanden schlagen"*, sagt Obama.

Die Bestseller-Autorin zeigt uns, dass auch nach den Wechseljahreneine starke und einflussreiche Stimme möglich ist, und motiviert Frauen weltweit dazu, den Alterungsprozess zu akzeptieren und Veränderungen positiv zu begegnen.

Weitere Inspirationen dieser starken Frau, gibt es in ihrem aktuellsten Buch und New York Times Bestseller "The Light We Carry".

3. Paulina Porizkova

Mit der gleichen unbeugsamen Entschlossenheit, mit der Gesine Cukrowski und die Damen vom Palais Fluxx eine öffentliche Plattform für Frauen schafft, nutzt die tschechisch-amerikanische Model-Ikone Paulina Porizkova ihren Einfluss, um die Schönheit von Frauen in jedem Alter hervorzuheben. Sie stellt sich mutig gegen die hartnäckige Jugendobsession unserer Kultur und erhebt ihre Stimme für eine ehrlichere und inklusivere Darstellung des Frauseins.

In den sozialen Medien ist sie für ihre offenen und ungeschönten Beiträge bekannt, in denen sie die alltäglichen Realitäten des Alterns zeigt. Ihre tiefgründigen Texte und Interviews zeugen von einer starken Frau, die sich weigert, den Stempel "zu alt" aufdrücken zu lassen. Paulina lebt uns vor, dass Altern natürlich und schön ist und zelebriert werden sollte. Mit ihrer authentischen Art inspiriert sie Frauen weltweit, ihre eigene Schönheit und Einzigartigkeit zu erkennen und zu feiern - in jedem Alter. Dabei stellt sie sich vor die Kamera, genauso, wie sie ist - unretuschiert, selbstbewusst und strahlend - und schickt damit eine klare Botschaft: Schönheit kennt tatsächlich kein Alter.

Wenn du dich auch inspirieren lassen willst, schau auf Paulinas Instagram-Profil vorbei.

4. Miriam Stein

Die Journalistin und Autorin des Spiegel-Bestsellers "Die gereizte Frau - Was unsere Gesellschaft mit meinen Wechseljahren zu tun hat", kam mit Ende 30 selbst in den Wechsel, konnte die Symptome aber zunächst gar nicht einordnen. Nach einer schnellen Googlesuche war ihr klar - sie ist in der Perimenopause, ein Begriff, den sie zuvor nicht einmal kannte.

"In diesem Stadium [Wechseljahre] nimmt man mich als latente gesellschaftliche Last wahr. Ich scheine nicht belastungsfähig, nicht vernünftig genug, um als vollwertig ernst nehmend durchzugehen: 'Wohl nicht ganz im hormonellen Gleichgewicht, was?' Danke." - Miriam Stein in "Die gereizte Frau"

Dieses persönliche Erlebnis inspirierte ihren Bestseller. Seitdem engagiert sich Stein aktiv für einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit den Wechseljahren und schafft damit umfangreiche Aufklärung und Bewusstsein. Laut der Autorin sind die Wechseljahre immer noch ein Tabuthema. "Man weiß ehrlich gesagt ganz wenig darüber, außer die berühmte Hitzewallung (sic), (...) aber was darüber hinaus passiert, das wissen viele Frauen selbst nicht (...)."*

Sie kritisiert auch, dass nicht nur das gesellschaftliche Gespräch über die Wechseljahre lange Zeit vermieden wurde, sondern auch die medizinische Versorgung immer noch nicht auf Frauen in den Wechseljahren ausgerichtet ist. Stein führt dies auf das fehlende Budget zurück - ein Problem der Versorgungsgerechtigkeit. Sie kritisiert, dass in einer immer älter werdenden Gesellschaft der Hälfte der Menschen über 45 keine adäquate medizinische Versorgung zusteht. Für Stein ist es schlichtweg Sexismus. Würden Männer unter ähnlichen Symptomen leiden, davon ist sie überzeugt, wären mehr konkrete Fakten vorhanden.

"Deswegen ist die Menopause gar kein privates Thema, es ist letztlich sogar ein sehr politisches Thema. (...) Wenn dies unseren politischen und wirtschaftlichen Führern zustoßen würde, dann gäbe es mit Sicherheit eine Lösung."*

Miriam Steins Buch "Die gereizte Frau - Was unsere Gesellschaft mit meinen Wechseljahren zu tun hat" ist am 26.04.2022 beim Goldmann Verlag erschienen. Mehr zu Miriam Stein und ihrer Arbeit, erfährst du http://www.miriamyungmin.com oder bei ihr auf Instagram.

5. Denise Boomkens

Ähnlich wie schon Paulina Porizkova, möchte auch Denise Boomkens den Fokus auf die Schönheit und Authentizität älterer Frauen legen. Daher hat die Aktivistin, selbst ehemaliges Top-Model, den Porträtband "In voller Blüte. Gelassen und schön - Die Kunst des Älterwerdens" veröffentlicht, der Frauen jenseits der 40 zeigt. Und zwar nicht so, wie sie in Fernsehbeiträgen, Stockfoto-Archiven oder längst überholten Frauenzeitschriften gezeigt werden, sondern so, wie sie wirklich sind. Frauen, die mit dem Älterwerden ein Problem haben, fotografiert sie nicht, das würde dem Ziel widersprechen. Dem Ziel, ältere Frauen mehr ins Rampenlicht zu rücken, andere zu inspirieren und dazu anzuregen, offen über Dinge wie die Wechseljahre zu sprechen und das Alter zu normalisieren. Sie zeigt, dass das Leben bis zum Schluss aufregend, bunt und schön sein kann.

"Ich denke, älter zu werden ist ein Privileg. Als Gesellschaft neigen wir dazu, Alter als etwas Negatives zu sehen. In meinen Dreißigern dachte ich, mit 40 ist mein Leben vorbei. Als es soweit war, merkte ich: Seltsam, ich fühle mich nicht alt. Und so beschloss ich, die Vorbilder zu schaffen, die mir fehlten."*

Der Band "In voller Blüte. Gelassen und schön - Die Kunst des Älterwerdens" ist am 24. Februar 2022 beim Kneesebeck Verlag erschienen.

Weitere Informationen zu Denise Boomkens Projekt findet ihr auf der Homepage AndBloom und bei ihr auf Instagram.

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